Alles Oper oder was ?

11 septembre 2015

en collaboration avec Arte

Zuerst gab es die Inszenierung von La Traviata im Züricher Hauptbahnhof, die von ARTE 2008 koproduziert und ausgestrahlt wurde. Dann folgte La Bohème in einem Vorort von Bern. Und nun engagiert sich die Mailänder Scala am Flughafen in Malpensa. Diese Aufführungen außerhalb der ehrwürdigen Opernmauern sollen das Publikum überraschen, das die Klassiker anscheinend schon so gut kennt. Man will aber auch die sonst wenig attraktiven ungewöhnlichen Spielorte adeln. Alle an Bord.

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  • Intimité

    Nicolas Frize - Carnet de résidence à l’usine PSA Citroën de St-Ouen - 2014
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  • Der Gashouder in Amsterdam

    Im Westerpark von Amsterdam befindet sich einer der außergewöhnlichsten Veranstaltungssäle überhaupt: Ein riesiger Silo eines ehemaligen Gaswerks wurde 2003 zu einem Kultur- und Freizeitpark umgebaut. Das Stahlgewölbe dieser sagenhaften Location evoziert interessanterweise irgendwie das Theater-Universum des elisabethanischen Theaters. Im Gashouder spielt man aber populären Electro ebenso wie zeitgenössische Musik. Und manchmal ist es sogar Oper.
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  • Helikopter-Streichquartett

    Karlheinz Stockhausen - Audio -
    1993 steht Stockhausen auf dem Gipfel seines Ruhms. Er gilt als Guru der zeitgenössischen Musik. Der Megalomane wagt alles. In einem Deutschland, wo die Musik Königin ist, scheut er sich nicht, das Streichquartett neu zu definieren. Er lässt vier Musiker in vier verschiedenen Hubschraubern auftreten. Während die Helikopter über dem Saal schweben, werden ihre Töne und Bilder live im Saal übertragen. Aufgrund von Budgetgrenzen wird diese monumentale Kuriosität (oder kuriose Monumentalität, wie man will) quasi niemals gespielt. Dafür kann man sie auf CD mit dem Quattor Arditti entdecken. Man muss aber sehr genau hinhören, um den Rotorlärm zu überhören. Aber das Werk ist definitiv in der Moderne verankert.
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    Benedict Mason -
    Seit über 20 Jahren widmet der britische Komponist Benedict Mason sich Kompositionen, die für die Aufführung in außergewöhnlichen Räumen prädestiniert sind. Dabei sollen diese als Gebäude ebenso visuell wie akustisch gefeiert werden. Auch wenn diese Kompositionen an sich nicht an diese Orte gebunden sind, so profitieren sie durchaus von der jeweils besonderen Akustik und füllen nicht nur den Raum. Das führt zu Toninstallationen „Konzert-Ausstellungs-Performance(n)“ oder „Musik-Skulpturen“ wie sie ihr Schöpfer felt|ebb|thus|brink|here|array|telling... so gerne nennt.
  • Der arme Matrose

    Darius Milhaud -
    Eine Frau hat schon seit 15 Jahren nichts mehr von ihrem Mann, einem Matrosen, gehört. Dennoch weigert sie sich, erneut zu heiraten. Als der stark gealterte Ehemann zurückkehrt, berichtet ihm sein Nachbar von seiner tugendhaften Frau. Als der Matrose – der dieses Glück kaum fassen kann – dann zu seiner Ehefrau geht, gibt er sich allerdings für einen Freund ihres Ehemannes aus... Diese nur 40-minütige veristische Oper aus dem Jahr 1927 von Darius Milhaud mit einem Libretto von Jean Cocteau wurde nun von der Truppe ARCAL wieder aufgeführt. Die gesamte Geschichte spielt in einem Café. Aber warum sollte man die Inszenierung nicht von Bar zu Bar tragen? Und man beginnt das Stück einfach so, ohne es anzukündigen. Die Barbesucher bilden dann das Publikum. Der Arme Matrose holt so die Oper an neue Aufführungsorte.
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    Am Ende des 19. Jahrhunderts beschließt ein exzentrischer Unternehmer mitten im Urwald eine Oper zu bauen, um dort den großen Caruso zu empfangen. Unter enormem Aufwand soll dann von Indios ein Boot über einen Berg gehievt werden. In einer Schlüsselszene stellt der von Klaus Kinski gespielte Fitzcarraldo das Grammofon an, um Caruso zu hören. Damit will er auch auf das Trommeln der ihm feindlich gesinnten Indios antworten. Nicht nur die Figur und ihr Hauptdarsteller agierten am Rande des Wahnsinns. Herzog, der 1982 in Cannes als Bester Regisseur ausgezeichnet wurde, meinte am Ende der Dreharbeiten nur: “Ich sollte keine Filme mehr drehen und ins Irrenhaus gehen.”
  • Hegels Seele oder die Kühe von Wisconsin

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    Matthias Koddenberg - 2015
    Vor 20 Jahren, zwischen dem 27.Juni und 7.Juli, verhüllte Christo den Reichstag in Berlin. Schon 1971 hätte der Verpackungskünstler das geschichtsträchtige Gebäude in der damals geteilten Stadt gerne hinter Stoffen verborgen. Aber der 1933 von den Nazis in Flammen gesetzte Reichstag galt den deutschen Behörden damals noch als ein zu heikles Symbol. Sie erteilten Christo keine Genehmigung. Als er dann 1995 endlich zum Zuge kam, war die Verhüllung das erste Signal für ein entspannteres Berlin auf dem Weg zur Weltstadt. O-Ton Christo: „Die Dringlichkeit gesehen zu werden ist umso größer, weil morgen bereits alles verschwunden ist.“ Für ihn war es „Enthüllen durch Verbergen“. Der damalige deutsche Kanzler Helmut Kohl schaute sich den verpackten Reichstag demonstrativ nicht an. Er befürchtete, ein Symbol deutscher Geschichte nähme Schaden. Achso....

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Karlheinz Stockhausen

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